Übungsfeld MAZ: Matchbericht GER vs. LIE

In 113 Jahren gewinnt Liechtenstein gegen Deutschland

Vor 4 Stunden noch habe ich den Schweizer Fussballtrainer Gerardo Seoane auf dem Perron des Gleis 3 am Bahnhof in Luzern gekreuzt. Der Bundesliga-Coach geniesst daheim in der Schweiz wahrscheinlich ein paar freie Tage, denn sein Verein, «Bayer 04 Leverkusen», braucht er im Moment nicht täglich zu trainieren. Da Länderspielpause ist und die Europäischen Nationalmannschaften die Teilnahmeplätze für die nächste Weltmeisterschaft ausspielen, pausiert der Liga-Betrieb. Von Seoane’s Leverkusner Mannschaft ist beim Länderspiel «Deutschland gegen Liechtenstein» einzig der Verteidiger Jonathan Tha im DFB-Kader. Tha reicht es aber nicht in die Startelf.

Das WM-Qualifikationsspiel der Gruppe J könnte gemäss Papier und Statistiken nicht klarer sein: Deutschland steht bereits als Gruppensieger fest und fliegt nächstes Jahr nach Qatar zur Weltmeisterschaft. Liechtenstein dagegen ist abgeschlagener letzter, kriegte so viel Gegentore wie Deutschland schoss, erzielte selbst so viele Tore, wie Deutschland bekam. Deutschland geht mit einem Torverhältnis von 23:3 ins Match, Liechtenstein mit 2:23.

Das Spiel findet in der «Volkswagen-Arena» in Wolfsburg statt. Ausverkauft fasst das Stadion 30‘000 Zuschauer. 26‘000 kommen. Es sind fast so viele ZuschauerInnen, wie in ganz Liechtenstein wohnen.

Liechtenstein geht als klarer Underdog ins Spiel. Obwohl Nationalmannschaft, ist kaum ein Fussballer bei den Liechtensteiner Profi. Mehrheitlich tingeln die Athleten in den Untiefen der Schweizer Fussball-Ligen herum. Einzig der Captain nennt sich Profi. Er gewann in der amerikanischen Major-League-Soccer einen Titel. Das Team der Deutschen Nationalmannschaft hingegen ist unbezahlbar hoch dotiert und zählt klingende Namen wie Sané, Müller und Neuer.

Dieser Kick verspricht kein Spektakel und ist schnell dort, wo man ihn und das Resultat der Partie erwartet: Zur Halbzeit steht es 4:0. Mit einer roten Karte und dem damit verbundenen Penalty tun sich die Liechtensteiner in Deutschland keinen Gefallen. Was folgt sind Gegentore. Das Spiel endet mit 9:0

Die Partie wurde von der Schiedsrichterin Ivana Martinic geleitet. Zum ersten Mal seit 113 Jahren pfiff eine Frau ein Spiel der Deutschen Nationalmannschaft.

Wie viel Zeit wird noch verstreichen, bis Liechtenstein ein Sieg gegen Deutschland einfahren wird? Ich wage eine Antwort: 113 Jahre.